Zu Gast bei Uta Dorra… (2/3)

„Immer weitermachen! Also, ich meine, natürlich gibt’s die Krisen. Man kann durchhängen. Aber in dem Moment, wo man anfängt geht’s dann auch besser weiter.“

Letzte Woche erschien bereits der erste Artikel unserer dreiteiligen Interview-Reihe mit der Mannheimer Künstlerin Uta Dorra. Im zweiten Teil unseres Interview mit der Künstlerin Uta Dorra spricht sie mit uns unter Anderem über den Austausch mit anderen Künstlern, ihr Lebensmotto, und auch darüber, dass kreative Prozesse und Ideen nicht immer zu kontrollieren und vorhersehbar sind.

Artikel 2

Ausstellung-Sternwarte: Was verarbeiten Sie denn in Ihren Kunstwerken? Erlebnisse?

Uta Dorra: Das mit den Feuerbildern war etwas ganz konkretes. Es hat zweimal einen Brand in der Sternwarte gegeben. Da saß ich mit einer Freundin hier und sagte: „Mensch die ballern schon rum, es ist ganz rot draußen.“ (lacht) Ja und dann sagte sie: „Guck, da brennts.“ Dann sind wir raus gerannt und da sind die ersten Ideen gekommen, es hat geklickt. So kam ich vom Feuer zu den Elementen. Ich hab das gar nicht als Bedrohung empfunden, sondern eher als etwas unfassbares, weil es plötzlich gebrannt hat. Ich hatte gar keine Angst. Wir sind einfach runter und raus und nach 2,3 Stunden war es dann vorbei. Ich hab mich dann mit der Interpretation von Elementen beschäftigt. Rot ist die erste Farbbezeichnung, die man so findet. Rot kann dabei für Blut aber auch für Gut stehen.

Ausstellung-Sternwarte: Welches Projekt möchten Sie denn in Zukunft noch realisieren?

Uta Dorra: Ich bin ja immer an irgendwelchen Sachen dran. Nein, das ist noch ein bisschen unkonkret. An was ich nach wie vor rumbastle sind die Tanzmäntel, die ich gemacht habe für eine Tanzperformance. Damit fing das an mit den Farben aus dem Farbkreis. Und die sind erst 2,3 Mal zur Aufführung gekommen. So etwas würde ich gerne öfter was machen. Dafür braucht man eben Leute, die tanzen können. Dann möchte ich wohin, wo es wenigstens ein bisschen Geld gibt. Noch nicht mal für mich, aber ich möchte nicht, dass die Leute das umsonst machen.

Ausstellung-Sternwarte: Sehen Sie andere Künstler als Konkurrenz an?

Uta Dorra: Ich muss mal überlegen. Nein. Ich meine jeder hat seine eigene Art und Weise. Manchmal beneide ich welche, die sich einfach besser vermarkten können, weil ich da nicht so gut drin bin.

Ausstellung-Sternwarte: Findet eher ein Austausch zwischen den Künstlern statt?

Uta Dorra: Das findet überhaupt nicht statt. Es macht jeder eher so seins. Es gibt wohl ein paar Gruppierungen hier in Mannheim. Ich bin eher solo mit meiner speziellen Sache. Es gibt eher Austausch mit Museen beispielsweise, da habe ich Glück. Im Völkerkundemuseum in Heidelberg kann ich ja manchmal ausstellen oder im Reiss-Engelhorn Museum hier in Mannheim. Da arbeite ich auf Honorarbasis. Unter Künstlern weiß ich nicht, wie das mit dem Neidfaktor ist. Ich komme ja vom Theater, ich bin das gewohnt mit Leuten und von daher, lass ich jeden leben.

Ausstellung-Sternwarte: Welche Ziele hatten Sie denn am Anfang Ihrer Karriere und würden Sie sagen, dass Sie diese erreicht haben?

Uta Dorra: Ich würde mal sagen, dass diese Ziele unrealistisch waren. Klar, in den deutschen Kunstmarkt durchzubrechen. Man muss auch dazu sagen, dass das vor 30 Jahren war. Da gab es noch nicht so viele Künstler wie jetzt. Damals war das noch recht begrenzt in Mannheim. Es gab auch nicht so viele Galerien. Wie gesagt, ich bin nicht der Typ, der sich gut verkaufen kann. Daher war das unrealistisch, das wusste ich am Anfang nicht, dass man das können muss. An der Akademie wurde das auch nicht unterrichtet. Damals war das gar kein Thema. Wie gesagt, das Landesmuseum hat mir auch viel geholfen vor allem mit der Papiermaschine. Eher Museen statt Kunstgalerien. Es kam einfach nicht dazu. Aber das heißt nicht, dass ich es nach wie vor nicht probiere. Man muss es probieren und vielleicht passiert es dann doch nochmal.ARtikel 2,3

Ausstellung-Sternwarte: Wie viel Uta Dorra steckt denn in Ihren Arbeiten?

Uta Dorra: Ich mache mir mit meinen Arbeiten keine Problembewältigung. Ansonsten steckt viel von mir drin. Sitzen können, zum Fenster rausschauen können und nur so mitzuschwingen. Ich denke, das ist in meinen Bildern auch drin. Die Suche nach Ausgeglichenheit und Ruhe, eher im klassischen Sinne. Dass man mit wenig viel sagt.

Ausstellung-Sternwarte: Haben Sie ein Motto und wenn ja, wie lautet Ihr Motto?

Uta Dorra: (überlegt) Immer weitermachen. Also, ich meine, natürlich gibt’s die Krisen. Man kann durchhängen. Aber in dem Moment, wo man anfängt, geht’s dann auch besser weiter.

Ausstellung-Sternwarte: Braucht man denn diese Krisen auch oder würden Sie sagen, es wäre besser, wenn es die gar nicht gäbe? Dann würde es ja immer gut weiterlaufen. Oder kann man daraus auch schöpfen? Aus einer Zeit wo man, wie Sie gerade sagten, mal so durchhängt.

Uta Dorra: Ja, ich mein ich mach ja immer ganze Serien. Und dann merke ich, irgendwann ist der Punkt und jetzt ist es fertig. Und dann ist die Frage: Oh Gott, wird mir jemals wieder etwas einfallen?

 Ausstellung-Sternwarte: Und wie lang sind dann diese Zeiträume, bis ihnen wieder etwas einfällt? Sind das Tage oder sind das auch mal Wochen, wo nichts Neues kommt und wo Sie vielleicht was vorbereiten unterbewusst und dann kommt’s raus?

Uta Dorra: Ja, ich meine, irgendwas ist ja immer um mich rum. Aber, dass das dann in den Vordergrund kommt, kann das auch mal zwei Monate dauern.

Mannheim. Uta Dorra. Bild: Bluethner Es gelten die AGB auf www.bluethnerbilder.de

Mannheim. Uta Dorra.
Bild: Bluethner
Es gelten die AGB auf http://www.bluethnerbilder.de

Ausstellung-Sternwarte: Ist das dann eine schwere Zeit für Sie?

Uta Dorra: Ja, es ist schwierig.

Ausstellung-Sternwarte: Weil man ja nicht weiß, dass es nach zwei Monaten dann zu Ende ist.

Uta Dorra: Da kommt dann schon manchmal die Krise.

Ausstellung-Sternwarte: Suchen Sie sich dann einen Ausgleich? Machen Sie dann total viel Sport oder treffen sich mit Leuten oder verreisen Sie?

Uta Dorra: Ja, dann mache ich viel mit Freunden und fahre auch mal weg. Und ja, ganz normale Sachen dann wieder. (lacht) Dann wird geputzt.

Ausstellung-Sternwarte: Haben Sie Vorbilder?

Uta Dorra: Also ich hab so ein paar Bilder, die ich unheimlich liebe. Den Lands End von De Kooning. Ich meine, der De Kooning hat nicht furchtbar viele tolle Sachen gemacht. Aber die Landscapes, die sind super. Das sind so Bilder, wo es einfach fertig ist, wo es nichts danach gibt. Und das ist so etwas, das würde ich gerne erreichen. Bilder, wo man sagt: Ja, jetzt geht’s, das ist es einfach!

Das ist auch manchmal gar nicht nach viel kämpfen, sondern das ist dann da. Bei manchen hingegen macht man und eiert rum, bis man es rausgeholt hat. Manchmal ist auch gar nichts.

/TS

Interview mit Uta Dorra am 26.04.2015 in der Alten Sternwarte in Mannheim

Das Interview führte: Hanna-Sophie Steingräber
Kamera: Sina Petri
Fotos:
Abb.1 und Abb.2: Theresa Stärk
Abb.3: Bluethner. http://www.bluethnerbilder.de

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