Edgar Schmandt

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Der Film Edgar Schmandt im Homosapiensgelände von Filmemacher Norbert Kaiser von artmetropol.tv wurde dem Mannheimer Künstler zum 80. Geburtstag gewidmet. Auf der DVD findet sich neben dem 92-minütigen Film auch ein Bonus-Video, welches Thomas Röske im Gespräch mit Edgar Schmandt in der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg zeigt.

Den Trailer zum Film gibt es hier.

 

Interessanterweise hat Schmandt sich nicht in großem Rahmen vermarktet, ist aber aus der Mannheimer Kunstszene überhaupt nicht wegzudenken.

Den Zuschauer erwarten im Film 11 Kapitel, die die verschiedenen Schaffensbereiche des Künstlers vorstellen. Es ist ein eingehendes Porträt, das neben wichtigen Personen vor allem auch den Künstler selbst viel zu Wort kommen lässt.

Schmandt ist gegen Krieg, Willkür und Gewalt. Das wird deutlich, wenn man sich drei Ereignisse vor Augen führt, die sein Leben zum Teil gewaltsam beeinträchtigten:

  1. Bombenangriffe in Berlin, Straßenschlachten zum Kriegsende, seine Verfolgung durch die Nazis als Nichtarier
  2. Politische Inhaftierung durch das Stalin-Regime in der ehemaligen DDR in verschärfter Einzelhaft, Berufsverbot und die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte
  3. Anlässlich der Einzelausstellung in der Mannheimer Kunsthalle 1966 unter dem Direktor Prof. Dr. Fuchs die infame Behauptung eines Rundfunksprechers, seine Malerei sei neo-faschistisch

Edgar Schmandt verbrachte seine Jugend in Berlin, kam 1956 mit „hoffnungsvollen Plänen“nach Mannheim, denn „die Zukunft war immer rosig, sie durfte gar keine andere Farbe annehmen“. Mannheim war für ihn eine Stadt, die ihm Nähe zu Frankreich bot und gerade nach dem Krieg war es ihm wichtig, aus den zerstörten Städten hinauszukommen. Bei Mannheim bot ihm dies der Odenwald. Sein Atelier in der Alten Sternwarte hat er seit 1963.

Früh wurde seine Begabung offenkundig und er studierte eine Zeit lang bei Karl Hofer (1978-1955). In Mannheim lernte er u. a. Paul Berger-Bergner (1904-1978) kennen.

Mit Porträtstudien und figürlichen Zeichnungen im zerbombten Berlin beginnt er als junger Mensch sich praktisch mit Kunst zu beschäftigen. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg war in jüngster Zeit wichtig für ihn. So malte er seine Motive auf großen Landkarten, die man unter der Malerei noch erkennen kann. „Krieg kann nicht nur daran gemessen werden, wie viel Schäden er anrichtet, sondern durch was er die Menschheitsgeschichte begleitet“, sagt er.

Edgar Schmandt erhielt sechs namhafte Auszeichnungen für sein künstlerisches Schaffen, hätte zum Beispiel nach Paris gehen können, blieb aber dennoch in Mannheim. Die meisten seiner Werke befinden sich im Öffentlichen Besitz in Mannheim.

1950 wurde Häusser von einem Verlag damit beauftragt, eine Serie mit dem Titel menschen in Lissabon zu erstellen. Schmandt begleitete ihn auf dieser inspirierenden Reise und in der portugiesischen Hauptstadt porträtierte er Menschen in den Straßen, die er einfach ansprach. Häuser hielt den Maler in Aktion mit seiner Kamera fest. Willkürlich wählte Schmandt die Passanten aus, denn er malte schon immer gerne in der Öffentlichkeit, z. B. in der Straßenbahn. Für ihn bedeutet Porträtzeichnen den Augenblick, der zählt, es gibt hier keine besondere Aufgabe, nur den Moment, in dem das Abbild entsteht. Zurück in Mannheim stellten Häusser und Schmandt gemeinsam ihre Fotografien und Porträtzeichnungen aus. Häusser sagt über Schmandt, dass er ein Maler sei, der erst einmal neu entdeckt werden müsste, denn seine Bilder wurden selten gezeigt und sind in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Von daher müsse er mehr Ausstellungen machen.

Der Kopf als Zentrum des Geistes und auch der Seele ist ein Thema, mit dem sich der Maler immer wieder auseinandergesetzt hat.
‚Mit dir sterben, das wäre ein Leben’ ist ein Buch, das bereits auf unserem Blog vorgestellt wurde und es zeigt, dass sich der Künstler mit seinem Kopf bei der Findung von Sprache in lyrischer Form beschäftigt.

Wie krank oder wie gesund sind wir? Wie betrachten wir eine Sache? Was ist unnormal? Was ist normal? Dies sind Schmandts Fragen. Er sieht die Möglichkeit, die Frage nach uns selbst neu zu erfassen.

Seine Bilder zeigen wie es im Kopf aussieht, was dort vorgeht und was an die Oberfläche kommt.

Seine Bilderserie Für Prinzhorn behandelt, überwiegend in phosphorizierendem Grün dargestellte Köpfe, Gesichter, die den Betrachter damit konfrontieren, dass eine Einordnung in normal/unnormal bzw. krank/gesund gar nicht so einfach ist. Hier ist die Farbe Grün Gift, die Gegennatur. Schmandt sagt, er bewegt sich mit diesen Arbeiten im Bereich von ‚Out-Art’. Inspiration ist die künstlerische Ausdruckskraft der Menschen, die während ihrer psychiatrischen Behandlung malten und zeichneten. Der Künstler bewegt sich mit diesen Arbeit bewusst am Rande der Gesellschaft und in diesem Experiment unternimmt er labyrinthische Fahrten ins Innere.

 

 

Dieser Artikel hat nur wenige Abbildungen, er soll auch nicht den Film nacherzählen, sondern Euch ein umfassendes Porträt Edgar Schmandts liefern und natürlich Lust machen, den Film anzusehen.

/HS

Nachweise:

DVD: Edgar Schmandt im Homosapiensgelände. Ein Dokumentarfilm von Norbert Kaiser, 2009-11. 92min.

http://www.amazon.de/gp/product/3000355286?keywords=homosapiensgelände&qid=1439726850&ref_=sr_1_1&sr=8-1

Abbildung Kopf für Prinzhorn II: Künstlernachlässe Mannheim

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